Wer fragt, der führt einen gegenwärtigen Dialog mit der Zukunft.

1. Stimmt die Geschichte (noch)…?

Wir alle reden uns auf die ein oder andere Art die Welt zurecht. Machen Erfahrungen, übernehmen Meinungen… suchen nach Verständnis in dem großen Durcheinander.

Aber: Überprüfen Sie einmal die Geschichten, die Sie sich selbst und anderen erzählen…
je älter die Ideen, desto mehr Sinn könnte ein „Geschichten-TÜV“ machen.

Beispiel: Kürzlich meinte ich zu jemandem, dass Wahrhaftigkeit wichtig sei. Im Nachsinnen darüber konnte ich das für mich relativieren… z.B. im Hinblick darauf, das Wahrhaftigkeit situativ und dem Gegenüber angemessen sein sollte. Eine neue Herausforderung ward geboren…

2. Wie selbstbewusst bin ich gerade?

Nicht zu verwechseln mit der Fähigkeit „Ellbogen einzusetzen“.

Eher: Wie beziehe ich mich als „denkendes Ich“ auf das, was ich als Person über das Denken hinaus bin? Mein Unbewusstes, meine Seele usw. Das Selbst als persönliche Tiefe.

Beispiel: Ganz banal. Ich werde mir z.B. meiner Tagesstimmung, meiner Gestimmtheit bewusst. Unabhängig davon, wie sie gerade ist, erlaube ich mir, dass sie so ist, wie sie ist.
Erlaube mir, dass ich als Ich das Warum nicht verstehen kann und frage mich, was jetzt ein passender (fürsorglicher, lebensförderlicher) Umgang damit sein könnte?

3. Wie gut bin ich im (Los)Lassen?

Leben ist Veränderung… dazu nicken viele, solange der Kelch an ihnen vorbeigeht. Aber vereinfacht umgesetzt hieße das doch: Altes lassen – Neues schöpfen (wie beim Atmen).

Als Metapher: Wie halte ich die Teetasse zumindest ein Stück weit frei, damit mir das Leben etwas einSCHENKEN kann?

Beispiel: Aufräumen und Platz schaffen beginnt „im Kopf“ (siehe Frage 1). Ich gehe in der letzten Zeit öfter durchs Haus und frage mich statt, kann ich das noch irgendwann brauchen, immer öfter: Woran hindert mich das möglicherweise? Und Dinge im Haus sind da nur eine Dimension von etwas Größerem…

4. Wie (ver)tiefe ich Sinn?

Die These dabei: Die Reichweite meines Bezuges erzeugt nicht nur eine andere Bedeutungs-Reichweite (also sowas wie mehr Sinn), sondern auch mein Gefühl (meine Erleben) verwandelt sich. Und etwas als sinnhaft zu erleben, hilft mir, mich entsprechend darauf zu beziehen…

Beispiel: Eine Bewegung, die wir gerade verfolgen, lautet ungefähr so: Mein Bezug, wie ich mich beziehe, das macht u.a. die Wirkung.

Wenn ich das auf sich selbst anwende: Was bedeutet diese Idee der Beziehungskunst für mich persönlich? Das wäre eine Ebene. Ich kann aber auch fragen, was bedeutet sie für andere Menschen, für Gott und die Welt? Je nach Ebene entsteht ein völlig anderes Sinn-Gefühl.

5. Wie öffne ich neue innere Räume für eine Verwandlung im Außen?

Der Philosoph Byung-Chul Han behauptet neben anderen, dass das Stillwerden, Ruhe, Kontemplation den Raum zu einer erweiterten Wirklichkeit (oder anderen Informationen) öffnet.

Wir erwähnen dies, weil oft eine schlichte Anpassung im drängenden Strom der Veränderungen nicht mehr passt, sondern Transformation angesagt ist, also der Shift, der Wechsel auf ein ganz anderes Level.

Beispiel: Bei bedeutsamen Fragen neigen wir beispielsweise dazu, auf der kognitiven Ebene verfügbare Informationen einzuholen und die Fragen (siehe Profi-Tipp am Ende) dann mit in eine meditative Phase zu nehmen, sprich mit der Frage in die Stille zu gehen… sie wirken zu lassen.

6. Wie ist Ihre Balance zwischen Bewahren und Fortschritt?

Man spricht auch von den Begriffen “konservativ“ (traditionell) und „progressiv“ (innovativ). Wo, mit wem in welchen Zusammenhang, zu welchen Zeiten neigen Sie eher zu dem einen und wann/wo zum anderen?

Beispiel: Beim körperlichen Aikidotraining z.B. bemerken wir, dass ein gewisses Pensum erforderlich ist, um bestimmte Qualität überhaupt zu bewahren und das neue Formen zunächst viel Bewahren brauchen, um nicht gleich im Treibsand des Vergessens zu versinken.

7. Gedankenexperiment: „Propriozeptives Denken“

Die Idee: Ich bemerke, was (bzw. wie) ich denke. Oder welche Wirkung mein Denken auf mein Gefühl hat. Das wäre dann eine Wahrnehmung zweiter Ordnung.

Wie hat Moshe Feldenkrais einmal bemerkt: „Erst, wenn ich weiß, was ich tue, kann ich machen, was ich will.“
Das reflektive Bewusstsein ist in der Lage, Unterschied zu bilden. Das ist eine seiner edelsten Hauptaufgaben.

Beispiel: Ich merke, dass mich eine Person, die ich kennenlerne, an jemanden Bestimmten erinnert. Dann kann ich darauf achten, in welchen Aspekten beide Personen sich klar und deutlich unterscheiden. Oder ich wache morgens auf, bin noch müde und merke, wie eher kritische Gedanken anklopfen. Dann kann ich z.B. damit innehalten und mich auf das, was ich gerade tue (z.B. Kaffeekochen), konzentrieren…

Klingt banal, ist es aber nicht immer.😉

Fragen können doch überaus schöpferische Werkzeuge sein, … nicht wahr?

Und als Profitipp:
Lassen Sie Fragen (ohne Antwort) geöffnet…! Stellen Sie sich Ihre Fragen immer wieder und lassen Sie aus dem Spannungsbogen der offenen Frage heraus eine Antwort erwachsen…

Klingt auf den ersten Blick vielleicht verrückter als es ist. Einfach probieren…😉

Herzlichst
Ihr
Jürgen Weist